Sieben Masten mit sieben rot-weißen Windtüten stehen in Reih und Glied an der Lahngabelung in Marburg und bewegen sich im Wind. Eine feststehende Flüstertüte scheint ihnen einen Befehl zu erteilen: Westwind.
Die durch Wind und Sturm bewegte Luft wird in der Religionsgeschichte häufig als Aufenthaltsort der Seelen und Dämonen verehrt.
Die Griechen bezeichnen mit Pneuma den Geist, der durch den Hauch, die Luft, den Atem manifest wird und sich zum Denken materialisiert.
Alle Völker haben Sprache. Sprache kann als vorhandene Energie (Energeig) gedacht werden. Innerhalb dieser Energie gibt es Veränderungen (Dynamis).
Dynamis ist das Prinzip der Bewegung in einer anderen.
Der Wind, die Luft, der Atem, das Wort oder die Sprache können als Materie gedacht werden, als Stoff, der Bewegung ist und Veränderungen wieder spiegelt.
Der Wind, der Hauch trägt alle Worte, Klänge, Schemen in sich.
„Sieben Winde“
Zwei Eisenkästen links und rechts bergen sieben Plexiglasröhren. In den Röhren liegen sieben Windsäcke, leicht zusammen geschoben, faltig, abgelegt. Offensichtlich sind sie von Wind und Sonne gezeichnet, waren dem Wetter ausgesetzt und tragen Verwitterungsspuren. Die Installation gleicht einer Versuchsstation. Vier kleine Vorhängeschlösser an den Eisenkästen lassen diese Versuche als wertvoll oder nicht ganz ungefährlich erscheinen.
„Windohr“
Auf den Boddenwiesen bei Ahrenshoop, leuchtet der rot und weiß gestreifte Windsack. Er öffnet sein großes Maul und zieht in einem nicht enden wollenden Atemzug den Ostseewind durch seinen offenen Schlund. Aufgebläht und prall mit Wind gefüllt wird der lange „Schnorchel“ an einem großen Eisenring am Boden gehalten. Ein Wagen mit drei mächtigen Eisenrädern, bringt ihn in Stellung.
Passanten drehen den Wagen mit dem „horchenden Ohr“ freundlich, spielerisch in den Wind.
Als Relikt einer merkwürdigen Aktion bleibt das „Windohr“, verrostet vom Seewind , ausgeblichen von der Sonne und leicht zerrissen im Ausstellungsraum zurück. Es reiht sich ein in die Versuchsreihe, durch die der Wind seinen Atem schleuste.
Ausstellungen:
„Im Wind“, Ahrenshoop – Boddenwiesen an der Ostsee,1998 und 2006
„Ausufern“, Marburg an der Lahn, 2001,
Ankauf der Installation „Westwind“ durch die Stadt Marburg, 2003