Werner Götz
Verlauf des Symposions THE NEXT WALZE –flatrate
August 2009
Unsere Versuche, auch osteuropäische Künstler zur Teilnahme zu gewinnen, drohten erfolglos zu bleiben, da alle Kontaktversuche zunächst unbeantwortet blieben. Über einen unserer deutschen Teilnehmer gelang es schließlich auf Umwegen mit einem litauischen Künstlerpaar ins Gespräch zu kommen, die beide versierte Holzschneider sind.
Während der Phase der Herstellung der Druckstöcke war die Atmosphäre im barocken Speicher bisweilen fast klösterlich, wie alle still nebeneinander vor sich hinarbeiteten. Das Faszinosum dieser Stimmung brachte einige der zahlreichen Besucher dazu, sich für Stunden bei uns dort aufzuhalten. Dabei schlenderten sie von einem Arbeitsplatz zum nächsten, um den Fortgang des Schneidens zu verfolgen. Zwei Gäste ließen sich sogar Holzreste und Werkzeug geben, setzten sich hin und fingen selbst mit ihrem ersten Druckstock an.
Im Falle einer wünschenswerten dritten Auflage eines Walzen-Symposions – wie es mittlerweile zwar schon allenthalben durchgeführt wird, das aber in Gartow sozusagen erfunden wurde – liegt darum der Gedanke nahe, es beim nächstenmal mit einem öffentlichen Workshop für Holzschnitt zu verbinden.
Die nächste Unwägbarkeit ergab sich daraus, dass es für den geplanten Zeitraum in der Region unmöglich war, eine Straßenwalze aufzutreiben, weshalb wir auf eine landwirtschaftliche Walze mit Trecker umsteigen mussten. Bei allem Improvisieren war es gut, dass vier der Teilnehmer bereits über Erfahrungen mit dieser Großdruck-Technik verfügten..Ein geeignetes Terrain zum Drucken fanden wir in einem zur Zeit noch leeren Silobecken der neuen Biogasanlage auf dem Gutshof.
Höhepunkt und Abschluss der ganzen Aktion war das Bergest, für das es uns endlich gelang, eine moderne Straßenwalze geliehen zu bekommen. Die kleinen Schwarz-Weiß-Drucke, die wir bei diesem Anlass auf der Gartower Hauptstraße druckten und unmittelbar vor Ort sehr preiswert verkauften, wurden uns förmlich aus den Händen gerissen
Nach dem Urteil von Fachleuten fielen die Ergebnisse des Symposions ungewöhnlich gut aus. Ein starkes positives Echo hatte bereits unsere Anfangsausstellung hervorgerufen, zu der alle zehn Teilnehmer- sozusagen als ihre Visitenkarten – fertige Drucke mitgebracht hatten. Nach dem Bergfest war diese Ausstellung – ab jetzt noch um die Symposionsergebnisse erweitert – vierzehn weitere Tage zu sehen. In einer erstaunlichen Breite zeigte sie, was sich alles an verschiedenartigsten Resultaten mit der ältesten Drucktechnik hervorbringen lässt.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich das Symposion wieder als nachhaltiger Publikumsmagnet erwies, indem es neben dem Stammpublikum des WWK auch viele jener Menschen anzog, die sonst kaum den Weg in die Ausstellung eines Kunstvereins finden würden.
Leider ließ der Besuch der beiden Rahmenveranstaltungen, ein herausragendes Konzert mit portugiesischem Fado und eine sehr berührende Lesung aus den Briefen Gotthold Ephraim Lessings mit seiner Frau, erheblich zu wünschen übrig. Wir müssen uns unbedingt für diese Fälle um neue Wege der Aktivierung der Öffentlichkeit bemühen.