Jahr: 2008
Technik: Buchobjekte, Holzschnitt auf Leinwand gewachst, Bleistiftzeichnung, 2 Kataloge, 2 Eisenvitrinen
Maße: 200 x 200 x 50 cm
Bindfäden schnüren sie ein, umwinden gleich zwei im Packen, die Bücher, sie sind in braun-schwarze Leinwände eingehüllt. Dem Leser sind die Bücher verschlossen, dennoch arbeiten sich scheinbar Flügel, Insektenbeine und Fühler aus ihrem Innersten. Unheimlichen Wesen soll der Weg ins Freie versperrt werden. In einem Rahmen neben den Konsolen, auf denen die Bücher stehen, findet der Betrachter eine Zeichnung. Mit Bleistift gezeichnet, ein Blatt gleich wie aus einem Band wissenschaftlicher Literatur, sieht man Fliegen, Flügel von Insekten, ein menschliches Ohr, die Abbildung einer Nervenzelle, ein menschliches Gehirn und wieder Fühler von Insekten. Eine Ordnung, die sich als Unordnung erweist und zunächst Verwirrung stiftet. Zwei Eisenvitrinen mit Glasabdeckung bergen in ihrem Innern je einen großen Band von zwei Künstlerinnen, die gleichzeitig Wissenschaftlerinnen waren und sind. Maria Sybilla Merian zeichnete und malte mit wissenschaftlich genauestem Blick Pflanzen und Insekten zu einer Zeit, in der die empirische Forschung noch in den Kinderschuhen steckte, allen Verboten der Kirche zum Trotz. Sie hat mit ihren Werken Ende des siebzehnten Jahrhunderts einen großen Beitrag in der Erforschung von Pflanzen und Insekten geleistet. Cornelia Hesse-Honegger hatte als kleines Kind die Zeichnungen von Maria Sybilla Merian im Hausflur ihrer Eltern vor Augen. Sie wurde Zeichnerin für wissenschaftliche Bücher und verfasste am Ende ihrer beruflichen Laufbahn einen ähnlichen Band wie sie, das „Heteroptera“. In diesem Band zeigt sie erneut die unglaubliche Schönheit der Insekten, jedoch folgt ihre Beobachtung den kleinen Verkrüppelungen, den Verstümmelungen und den Verformungen der Tiere, die im Umkreis von atomaren Anlagen leben. Sie zeigt die Verwandlung durch Umwelteinflüsse an Kleinstlebewesen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Die Installation verweist nicht zuletzt auf den gleichnamigen Roman von Franz Kafka. Es geht um das Anteilnehmen und das Umsorgen bzw, das Nichthinsehen, um das Schweigen.